Ziele des Umbaus
Die aktuell laufenden Planungen führen die Ideen fort, die im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs zur Bebauung entlang der Wittener Straße entwickelt worden sind. Außerdem sollen die Ziele einer zukunftsfähigen Mobilität sowie einer klimagerechten und wassersensiblen Stadtplanung umgesetzt werden.
Städtebauliche Rahmenplanung
Nach der Schließung des OPEL-Werks 1 zum 31.12.2014 wurde im Jahr 2015 für einen 38 ha großen Bereich entlang der Wittener Straße ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt. Der Planungsraum umfasste Teilflächen des ehem. OPEL-Werks sowie des Stadtteils Laer und die zu entwickelnden angrenzenden Grünbereiche.
Mit dem städtebaulichen Wettbewerb sollte das für den Bereich des OPEL-Werks vorliegende Strukturkonzept konkretisiert und weiterentwickelt werden, um auf beiden Seiten der Straße neue städtische Räume entstehen zu lassen. Auch ging es darum, den Stadtteil Laer und den neu entstehenden Standort MARK 51°7 miteinander zu verknüpfen und die Bereiche an die neuen Nutzungs- und Funktionsansprüche anzupassen.
Die städtebauliche Rahmenplanung des Büros skt umbaukultur (Bonn) hat Leitideen zur Entwicklung der Wittener Straße mit seinem Umfeld entwickelt. Die Leitideen werden im Rahmen der Umbauplanung nun konkretisiert.
Konkret schlägt die Rahmenplanung sie den Abbruch der Fußgängerbrücke und die Schaffung einer barrierefreien Querung vor. Außerdem soll die Wittener Straße durch eine neue, bauliche Fassung das Erscheinungsbild einer integrierten Stadtstraße bekommen.
Ziele und besondere Handlungsfelder
Viele Jahre waren die Bereiche entlang der Wittener Straße voneinander getrennt. Auf der einen Seite entwickelte sich der Stadtteil Laer, auf der anderen Seite befand sich das Opelwerk 1. Durch den Stadtumbau ergibt sich die Chance, die Entwicklungen auf dem Standort MARK 51°7 und den Stadtteil Laer miteinander zu verbinden.
Der öffentliche Raum erfüllt viele Aufgaben. In Form von Straßen wird er als Verkehrsraum täglich von Fußgänger*innen, Radfahrer*innen, Autos, LKW sowie Bus und Bahn genutzt. Gleichzeitig dient er im Bereich der Plätze als Ort für Aufenthalt und Begegnung.
Der Klimawandel und seine Folgen stellen, wie bereits in den letzten Jahren erkennbar war, neue Anforderungen an öffentliche Räume: Starke Hitze und Trockenheit im Sommer, Starkregenereignisse mit Überflutung und ein Rückgang von Arten in Flora und Fauna.
Bei der Neuplanung im öffentlichen Raum besteht die Chance, einen Beitrag zur Milderung des Klimawandels zu leisten bzw. den öffentlichen Raum „fit“ für die kommenden Herausforderungen zu machen, d.h. Klimaanpassungsmaßnahmen umzusetzen.
Nahmobilität
Der motorisierte Individual-Verkehr, d.h. der Autoverkehr, trägt zur Verstärkung des Klimawandels bei. Daher ist es wichtig, den Umweltverbund, d.h. die „umweltverträglichen“ Verkehrsmittel wie Fuß- und Radverkehr, öffentliche Verkehrsmittel (Bahn, Bus und Taxis) sowie Carsharing und Mitfahrzentralen zu fördern.
In Laer bietet sich dieses insbesondere an, da im Planungsbereich eine eng getaktete Straßenbahnlinie verläuft, in deren Umgebung im Bereich der Haltestelle „Laer-Mitte“ ein Radparkhaus, Radabstellanalgen und Carsharing-Parkplätze eingeplant werden sollen.
Durch den Wegfall der Brücke und die Schaffung der neuen Verbindungsachse ist die Straßenbahnhaltestelle zukünftig barrierefrei erreichbar.
Der Rad- und Fußverkehr wird durch den Bau von neuen Rad- und Fußwegen gefördert. Zukünftig sind die drei Bereiche MARK 51°7, der Stadtteil Laer und das neue Wohngebiet OSTPARK noch besser miteinander verbunden.
Der Umbau der Wittener Straße ist in Bochum ein Vorbild für die Umgestaltung autogerechter Straßen hin zu einem Ort, der alle Verkehrsteil-nehmer*innen berücksichtigt.
Ralph Bittner, Bereich Verkehrsplanung, Stadt Bochum
Stadt als Schwamm
Durch den Klimawandel ist mit einem gehäuften Auftreten von Extremwetterereignissen zu rechnen. Auf der einen Seite gibt es hohe Niederschlagsmengen innerhalb kurzer Zeiträume, auf der anderen Seite längere Trockenzeiten.
Ein veränderter Umgang mit Regenwasser soll dazu führen, dass das Regenwasser nicht wie bisher in das Kanalsystem abgeleitet wird, sondern in die neu entstehenden Grünflächen. Der öffentliche Raum wirkt so quasi wie ein Schwamm, der das Wasser aufsaugt und an die Bäume und Bepflanzung wieder abgeben kann. In der Fachwelt wird hier von „Stadt als Schwamm“ oder „wassersensibler Stadtgestaltung“ gesprochen.
Für die Planungen in Laer wird Wert auf die Entsiegelung von Bereichen gesetzt, die für die Anlage von Grünbereichen und Bäumen genutzt werden sollen. Hierdurch wird das Regenwasser im Boden zurückgehalten und – dort wo es möglich ist – versickert. Die Bäume erhalten eine bessere Bewässerung und können auch bei längerer Hitze versorgt werden. In den Klimagärten der Quartiersachse wird es eine unterirdische Wasserkaskade geben, die die Beete und Bäume bewässert und die überflüssigen Wassermengen in die Grünanlage „Auf dem Kreuz“ leiten wird.
Mit der Umgestaltung des Straßenraumes nutzen wir hier die Möglichkeit den Bereich durch „Grün-blaue Infrastruktur“ fit für die Heraus-forderungen des Klimawandels zu machen.
Andreas Gunkel, Bereich Entwässerung, stadt Bochum
Durch einen verstärkten wassersensiblen Umgang in dem hoch versiegelten Gebiet profitiert nicht nur der Wasserhaushalt sondern auch das Kleinraumklima.
tHORSTEN pACHA, Bereich Entwässerung, Stadt Bochum
Biodiversität – Natur in der Stadt
Durch Effekte wie lokale Hitzeinseln und sich stauende Hitze sowie gemindertes Wasserangebot wirkt sich der Klimawandel besonders in städtischen Räumen auch negativ auf die Lebensmöglichkeiten für Tiere und Pflanzen und damit die biologische Vielfalt aus.
Für die Planung in Laer soll daher bewusst darauf geachtet werden, dass entlang der Straßen nicht nur ein Abstandsgrün entsteht, sondern die Grünflächen im Multifunktionsband und die Klimagärten mit einheimischen Arten bepflanzte Bänder bilden, die auch den Artenerhalt von Insekten und Vögel fördern. Bei den Bäumen werden Arten ausgewählt, die sich aus dem Blickpunkt des Klimawandels als besonders widerstandsfähig bewiesen haben.
Dort wo es möglich ist, soll auch der alte Baumbestand erhalten bleiben.
Es gilt, mit neuen biodiversitäts-fördernden Vegetationsbildern traditionellen ästhetischen Anforderungen zu begegnen und mit deren überzeugenden Erscheinung die Akzeptanz für mehr Biodiversität in der Bürgerschaft zu schaffen.
Michael Grothe, Umwelt- und Grünflächenamt, Stadt Bochum
Klima-Anpassung
Weitere Beiträge zur Klimaanpassung werden u.a. durch die Verwendung von hellen Belägen, die sich nicht so stark aufheizen und die Pflanzung von Bäumen, die Schattenbereiche entwickeln geleistet. So kann z.B. ein Laubbaum mit 15 m Kronendurchmesser eine Fläche von 160 m² mit seinem Schatten kühlen.
Außerdem ist geplant, den vorhandenen Gleiskörper der Straßenbahn als Grüngleis zu gestalten, um auch hier die Aufheizung zu reduzieren.